Category Archives: Neonazi-Aktivitäten

Auf zu neuen Taten – Kein Naziaufmarsch in Dortmund!

Schon zum 6. Mal findet im September 2010 der bundesweite Naziaufmarsch zum sogenannten „Nationalen Antikriegstag“ statt. Auch in diesem Jahr hat sich ein Bündnis aus antifaschistischen Gruppierungen zusammengefunden, um an die erfolgreichen Gegenproteste des letzten Jahres anzuknüpfen.

Dortmund mit Eventcharackter?

Der „Nationale Antikriegstag“ ist zu einem zentralen “Event” der Dortmunder AN-Szene geworden, das jedes Jahr Anfang September stattfindet. Die Beteiligung wuchs bis 2008 kontinuierlich jedes Jahr und hat eine große Ausstrahlung auf die AN-Szene. Die Demonstration ist dabei zunehmend von einem aggressiv auftretenden schwarzen Block dominiert.
Im Vorfeld des Aufmarsches in letzten Jahr überfielen aus einer Spontandemonstration heraus circa 400 Neonazis die 1.Mai-Demonstration des DGB. Auch in Folge dieses Ereignisses ist es jedoch gelungen, Menschen auf die Straße zu bringen und stärker gegen den “Nationalen Antikriegstag” vorzugehen. Es kamen nur noch halb so viele Kamerad_innen wie 2008, und ihr Aufmarsch 2009 verkam durch zahlreich Gegenaktivitäten und einen langen Rechtsstreite zu einer Kundgebung im Dortmunder Hafengebiet. Parallel dazu demonstrierten über 4000 Antifas in Dortmund. In unseren Augen war das ein Erfolg an dem es in diesem Jahr anzuknüpfen gilt.

“Auf zu neuen Taten!”

An die Erfolge des S5-Bündnisses im Jahr 2009 anknüpfend, hat sich in diesem Jahr ein Bündnis aus Antifagruppen gefunden, um als Nachfolger des S5-Bündnisses die Gegenaktivitäten zum Naziaufmarsch vorzubereiten und zu organisieren.

Helft dabei und beteiligt Euch an den Aktionen am 04. September!
Den Aufruf sowie weitere Informationen findet Ihr auf der Bündnis-Homepage.

Ps.: Als kleiner Ansporn und zur Dokumentation der Proteste des S5-Bündnisses aus dem letzten Jahr, hier ein kleines Video:

NW-Unna Mitglied hinter Gittern

Heiter war die Stimmung der jungen Neonazis aus Unna am Mittwoch Morgen im Gerichtssaal. Zu Beginn der Veranstaltung war alles noch ganz lustig, der junge Christoph, der sich wegen Verwendung von verfassungsfeindlichen Symbolen vor dem Amtsgericht Unna verantworten musste, fühlte sich anscheinend zu sicher. Das änderte sich schlagartig, als der Staatsanwalt das geforderte Strafmaß von vier Wochen Jugendarrest bekannt gab.
„Seine eh’ schon helle Haut erblasste vollends, als der Staatsanwalt vier Wochen Dauerarrest forderte, weil der 18-jährige „uneinsichtig“ sei und diese Strafe geradezu „herauf beschworen“ habe“, schrieb “Der Westen” am 24. Juni Internet. Der Jugendrichter Christian Johann sah das ähnlich, schickte den bönener Jugendlichen letztendlich aber nur für zwei wochen „Bedenkzeit“ in den Jugendarrest.

Kein unbeschriebenes Blatt.
Der zu sehende bönener Jugendliche, der nun für zwei Wochen ins Gefängsnis wandert, ist bei weitem kein unbeschriebenes Blatt. Wie auch der Jugendrichter schon erkannt hat, stand Christoph vor kurzer Zeit schon einmal vor Gericht, damals mit einem ähnlichen Belangen. Aber auch schon davor war er aktiv in der rechten Szene in und um Unna. So liegen uns Bilder vor, die belegen, dass der junge Bönener schon vor mehr als einem Jahr an den Übergriffen auf die DBG-Demonstration am 01.05.2009 beteiligt war, zusammen mit einem weiteren bekannten Mitglied des „Nationalen Widerstand Unna“. Damals wurde Christoph zusammen mit Bastian Löhr nach dem Angriff mit einer Gruppe anderer Neonazis beim Fluchtversuch von der Polizei festgesetzt.
Ebenfalls taucht er immer wieder auf Kundgebungen und Demonstrationen in der Region und im Bundesgebiet auf, wie zuletzt bei der Großdemonstration der Neonazis in Schweinfurt am 01.05.2010.

Die Straftat.
Auf der Homepage des „Nationalen Wiederstad Unna“ werden sich derzeit die Tränen aus den Augen gewischt. Von „eine[r] enorme[n] Ungerechtigkeit“ in der Bundesrepublik Deutschland berichtet ein am Tag der Verhaftung Anwesender. In dem veröffentlichten Artikel wird des Weiteren mit erbärmlicher Detailiertheit versucht, die Straftat herunter zu reden. So wurden „die kleinen Papierzettel, die nicht zum Verkleben bereit in der Hand des Angeklagten“ lagen von der Presse zu Aufklebern gemacht, was nicht stimmen würde. Fakt ist, dass es sich bei den Heftnotizzetteln eindeutig um Klebezettel handelt. Und wenn auf solchen Aufklebern Hakenkreuze zu sehen sind, dann ist das eine Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole. Wenn der Beschuldigte wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole nun schon vorbestraft ist, ist eine weitere Verurteilung nicht verwunderlich.

Höheres Strafmaß.
Es steht fest, dass der Täter ein organisierter und fester Bestandteil der extrem rechten Szene im Kreis Unna ist. Selbst wenn der 19 Jahre alte Bönener nach geltendem Recht ein Jugendlicher ist, ist eine Strafe von zwei Wochen Jugendarrest für ihn eine viel zu gering Gehaltende. Vor allem unter dem Argument, ein Zeichen setzen zu wollen. Er ist ein Mehrfach- und Überzeugungstäter, der auch vor Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung nicht zurückschreckt, sie sogar sucht.
Wenn die Justiz den Protagonisten der extremen Rechten in Unna weiter mit ein paar Sozialstunden und Geldstrafen begegnet, oder gefestigte Wiederholungstäter für grade mal zwei Wochen einsperrt, dann wird sich an dem Bestehen der Neonazigruppen nicht viel verändern. Dass Gerichts- und Anwaltskosten nicht zwangsweise ein Problem für die jungen Neonazis sind, ist bekannt. Schon vor einigen Jahren bezahlte der NPD Kreisverband Unna/Hamm unter Führung von Hans Jochen Voss dem wegen Körperverletzung verurteiltem Kameradschaftsführer Sascha Krolzig aus Hamm den Anwalt.

Pressespiegel:
Der Westen: link
WA Presseportal link

Nachtrag: Alexander Wilhelm leistet Sozialstunden ab

 
Alexander Wilhelm bei der Arbeit. (Bild: WR)
Mittlerweile berichtet auch die Westfälische Rundschau erneut: Klick.

Die Fröndenberger Lokalpresse[1, 2] berichtete am Donnerstag über einen „ehemaligen Sprüher“, der seine 80 Sozialstunden beim Treffpunkt Windmühle, einer Einrichtung der Jugendarbeit des Kreis Unna, ableistet. Im Rahmen dieser Sozialstunden entfernte er „Anarchistische Parolen“ an der Außenwand der Stiftskirche. Der Gymnasiast, der laut Zeitung anonym bleiben möchte, kam uns nur allzu bekannt vor: Alexander Wilhelm. [via]

Wilhelm war am 17. März zusammen mit seinem Kameraden Bastian Löhr [via] zu jeweils 80 Sozialstunden verurteilt worden, weil sie im Sommer letzten Jahres neonazistische Parolen im Unnaer Stadtgebiet geprüht hatten.

Nur eine Sachbeschädigung?

Gegenüber der Fröndenberger Lokalpresse schwieg sich der junge Neonazi über die Details seiner Straftat offenbar aus. Als Motivation gibt er im Gespräch mit der Westfälischen Rundschau jedenfalls „den Kick, nicht erwischt zu werden“ an. Diese Ausrede darf getrost bezweifelt werden.

Der Neonazi Alexander Wilhelm

Alexander Wilhelm ist Mitglied des sog. „Nationalen Widerstand Unna“ (NWU), einer Gruppe von Neonazis aus dem Kreis Unna, die seit ihrer Gründung zum Jahresende 2008 vor allem durch Sachbeschädigungen an Parteibüros und neonazistischen Schmierereien an öffentlichen Gebäuden auffiel. Bei diesen Sachbeschädigungen stand Wilhelm mehr als einmal in der vordersten Reihe, und hat mittlerweile auch mehr als einmal Anzeigen wegen Sachbeschädigung erhalten.

Auch am Angriff auf das Backyard Cafe am 14.3. war Wilhelm beteiligt. Etwa 40 Neonazis aus Dortmund, Ahlen, Hamm und dem Kreis Unna versuchten damals eine Informationsveranstaltung über die sog. „Autonomen Nationalisten“, eine rechtsradikale Strömung der auch der NWU angehört, zu Stürmen.

Unglücklicher Vorgang

Es ist dem erklärten Ziel der Jugendarbeiter vom Treffpunkt Windmühle, einen „engen Bezug zum eigenen Delikt“ herzustellen abträglich, wenn wie hier geschehen der Hintergrund des Delikts, die neonazistische Ideologie, ausgeblendet wird und nur die strafrechtlich relevante Sachbeschädigung thematisiert wird. Eine Auseinandersetzung mit seiner politischen Haltung musste Wilhelm hier allemal nicht leisten, ganz im Gegenteil: Anarchistische Parolen zu übermalen dürfte ihm gut ins Programm passen. In seiner Freizeit hätte er vermutlich eher eine neonazistische Parole dagegen gesetzt, aber diese Frage nach dem Mittel wird ihn wohl kaum gestört haben.

Auch generell stellt sich die Frage, ob eine Jugendfreizeiteinrichtung der Ort ist an dem ein Ideologisch gefestigter Neonazikader seine Sozialstunden ableisten sollte. Zumindest sollte dafür allen beteiligten klar sein, mit wem sie es zu tun haben. Das sich an Wilhelms Engagement in der Neonazistischen Szene nichts geändert hat, wurde erst am Dienstag wieder deutlich. Bei einer Demonstration von Neonazis wurde er von der Polizei festgenommen, als die Rechtsradikalen versuchten erneut eine Informationsveranstaltung zu stören.

 

 

 

 

 

 

 

Alexander Wilhelm (links) mit alt bekannter Handbewegung.

Analyse zur Landtagswahl 2010

Landesweit haben alle extrem rechten Parteien (Pro NRW, REP, NPD) ihre Wahlziele verfehlt. Zwar ist Pro NRW mit 1,4 % der Stimmen stärkste Rechtsaußen-Partei geworden, von den selbst gesteckten Wahlzielen – zuerst wurde ein Einzug in den Landtag versprochen, später ein Achtungsergebnis – ist die angebliche „Bürgerbewegung“ aber weit entfernt. Schlimmer sieht es nur bei NPD und Republikaner aus. Beide Gruppierungen haben gegenüber 2005 verloren und schafften nicht einmal die 1-Prozent-Hürde, kommen also nicht in den Genuß staatlicher Wahlkampfkostenrückerstattung.

Gerade für die finanziell klamme NPD, die im Wahlkampf Plakate aus anderen Bundesländern sowie aus längst vergangenen Wahlkämpfen aufhängen musste, dürfte dies problematisch werden. Die NPD erhielt nur 0,7 % der Stimmen (- 0,2%). Weit abgeschlagen sind die Republikaner mit 0,3 % (- 0,5%), die 2005 fast gleichauf mit der NPD waren. Sie hatten in den letzten Monaten immer mehr Mitglieder an Pro NRW verloren, wollten aber auf eine Kandidatur nicht verzichten. Der REP-Bundesvize Stritter fordert nun deshalb den Rücktritt der Landesvorsitzenden Uschi Winkelstett.

Situation im Kreis Unna und Hamm
Im Folgenden sind hier Ergebnisse der extrem rechten Parteien in den Wahlkreisen aufgeführt. (dokumentiert bei NRW rechtsaußen):

WK 115 Unna I NPD: 1,2 % (unverändert), REP: 0,3 % (minus 0,3 %), pro NRW: 0,6 %; Erststimme: Günther Hartwig (NPD): 1,5 %.

WK 116 Unna II NPD: 1,5 % (plus 0,2 %), REP: 0,3 % (minus 0,6 %), pro NRW: 0,6 %; Erststimme: Arnd Brakelmann (NPD): 1,9 %.

WK 117 Unna III – Hamm II NPD: 1,2 % (minus 0,3 %), REP: 0,5 % (minus 0,5 %), pro NRW: 0,7 %.

WK 118 Hamm I NPD: 1,0 % (minus 0,2 ), REP: 0,6 % (minus 0,3 %), pro NRW: 0,5 %; Erststimme: Hans-Jochen Voß (NPD): 1,1 %, Yvonne Busse (REP): 0,7

Aus der Analyse der Wahlergebnisse ergibt sich, dass alle Parteien vor allem dort bessere Ergebnisse eingefahren haben, wo sie über aktive Strukturen verfügen. Pro NRW konnte nicht einmal die Hälfte des Durchschnittsergebnisses erzielen. Auch die desaströse Wahlkampftour konnte keine Akzente setzen. Pro NRW ist als Akteur regional nicht präsent, ebenso die Republikaner, die aber zumindest in Hamm über einen eigenen Kreisverband verfügen. Allerdings wechselte das dortige Ratsmitglied Gerald Thörner kurz vor der Wahl zu Pro NRW, so dass sie in allen Wahlkreisen deutliche Verluste hinnehmen mussten.

Das Ergebnis der NPD
Differenzierter fällt das Wahlergebnis für die NPD aus. Im Wahlkreis Unna I und Unna II konnte das Ergebnis von 2005 gehalten oder sogar leicht gesteigert werden. Die Direktkandidaten der Partei erhielten mehr Stimmen als an Zweitstimmen abgegeben wurden. Diese Differenz lässt sich aus einer Protesthaltung erklären: Während der Direktkandidat der NPD gewählt wurde, obwohl klar war, dass er keinerlei Chance auf einen Mandatsgewinn hat, gaben dieselben WählerInnen ihre Zweitstimme einer anderen Partei, beispielsweise der CDU, um ihre Stimme nicht zu „verschenken“. Die NPD hatte vor der Wahl auch damit geworben eine „rot-rote Koalition“ verhindern zu wollen. Dies war den WählerInnen aber eben nicht mit der NPD, sondern nur mit der Wahl einer großen Partei möglich. Die besten (Zweitstimmen-)Ergebnisse erreichte die NPD in Lünen (1,8%, 2005: 1,7%) und Unna (1,4%, 2005: 1,0%). Einen merklichen Verlust musste die NPD in Bergkamen hinnehmen, wo es nur für 1,4% reichte (gegenüber 1,7% in 2005).

Auch in den Wahlkreisen des benachbarten Dortmund konnte die NPD minimale Stimmengewinne (+0,1%) verzeichnen. In beiden Regionen kam der Partei dabei zu Nutze, dass die „freien“ Kameradschaften und „autonomen“ NationalistInnen massive Wahlkampfunterstützung geleistet haben. Ohne ihre Hilfe, wäre der NPD-Wahlkampf vor allem im Kreis Unna und Hamm kaum wahrnehmbar gewesen. Anders noch als 2005, als sich ihre Wahlkampfhilfe auf vereinzelten Schutz von Infoständen und Lautsprecherwahlen beschränkte, wurden in diesem Jahr die Plakatierung, das Verteilen von Flugblättern sowie die Durchführung von Infoständen von parteifreien Neonazis übernommen. Dabei bediente sich die NPD bei allen regional aktiven Gruppen: der Kameradschaft Hamm, des Nationalen Widerstands Unna, der Freien Nationalisten aus Lünen und des Nationalen Widerstands Dortmund.

Dieses Praktieren mit den gewaltbereiten, offen den Nationalsozialismus glorifizierenden Gruppen hat der NPD aber nicht geschadet. Es kann vielmehr davon ausgegangen werden, dass die NPD auch am Wahltag von den angewachsenen Neonazi-Strukuren in der Region profitierte. Unklar ist zum jetztigen Zeitpunkt, ob wieder Geld in die Taschen der „Autonomen Nationalisten“ geflossen ist. 2009 sponsorte der NPD-Kreisvorsitzende Hans Jochen Voß die Dortmunder Neonazis mit 3000 Euro, auch die Kameradschaft Hamm soll eine Zuwendung erhalten haben. Diese Zusammenarbeit zeigt aber einmal mehr, dass die NPD Unna/Hamm eine neonazistische Organisation ist, die unseren Widerstand auch in den kommenden Jahren weiter zu spüren bekommen sollte. Denn organisatorisch ist die NPD deutlich schwächer aufgestellt als noch 2005, so konnte im Wahlkreis 117 kein Direktkandidat aufgestellt werden.

Abschließend ist festzuhalten, dass alle extrem rechten Parteien von den veränderten Wahlbedingungen profitierten. Erstmals konnten bei der Landtagswahl zwei Stimmen abgegeben werden, was für die Parteien bedeutete, dass sie nicht zwangsläufig DirektkandidatInnen suchen mussten, aber trotzdem gewählt werden konnten. So standen personelle Schwächen einem Wahlantritt nicht mehr im Wege.

Pro NRW ändert Kundgebungsorte

Die Kampagne gegen die Wahlkampftour von Pro NRW zeigt erste Erfolge. Während sich die rassistischen Wahlkämpfer in Minden etwa 80 Gegendemonstranten gegenübersahen, läuft es auch in Unna nicht nach Plan. Die ursprünglich für den zentralen Marktplatz in Unna angekündigte Kundgebung wurde in den Vorort Unna-Massen verschoben.

Wir nehmen das als ersten Erfolg unserer Kampagne und der breit getragenen Resolution gegen Pro NRW auf und rufen weiterhin dazu auf gegen die Pro-NRW Kundgebung zu protestieren. Kommt ab 15:00 zum Marktplatz in Unna-Massen.

Da es sein kann das Pro NRW auch in letzter Minute noch einmal die Pläne ändert um unserem Protest zu entgehen, hier noch einmal der Hinweis: Alle Informationen findet ihr auf dem Ticker des Antifa Medienzentrum Dortmund

Hier noch einmal die aktuellen Orte der Pro-Kundgebungen:

  • Paderborn – Westerntorplatz 10.30
  • Soest – Marktplatz 13.00
  • Unna-Massen – Massener Marktplatz 15.45
  • Dortmund – Platz von Netanya 17.30

Neonazis greifen Infoveranstaltung im GAL-Zentrum an

Polizei greift nicht ein. Antifaschist_innen wehren Angreifer_innen ab.

Kamen. Am Sonntagnachmittag haben circa 40 Neonazis eine Infoveranstaltung im GAL-Zentrum in Kamen überfallen. Die Rechten, die mit dem Nahverkehrsbus bis Kamen Markt angereist waren, liefen zielstrebig zum GAL-Zentrum in der Güldentröge. Dort angekommen begannen sie mitgeführte Wurfgeschosse in den Hof zu schmeißen. In der minutenlangen Straßenschlacht versuchten sie mehrfach unter Parolen wie „Hasta la Vista, Antifascista“ (“Auf Wiedersehen, Antifaschismus”) in den Hof vorzudringen, wurden daran jedoch von den anwesenden Besucher_innen der Veranstaltung gehindert.

Die Polizei war laut eigenem Bekunden bereits am frühen Nachmittag über eine Aktion der Neonazis informiert. Anwohner_innen hatten ein anonymes Warnschreiben erhalten, in dem auf einen Plan der rechten Szene, mit einer größeren bewaffneten Gruppe bei der Veranstaltung zu erscheinen, hingewiesen wurde. Trotzdem gelang es der Polizei nicht, bei Erscheinen der Neonazis ausreichend Kräfte zusammenzuziehen um die Veranstaltung zu schützen. Die anwesenden Polizisten griffen nicht ein, sondern beschränkten sich darauf den Gewaltausbruch der Neonazis zu beobachten.

Erst am circa 10 Minuten entfernten Bahnhof gelang es der Polizei die Angreifer_innen festzusetzen. Bei den darauf folgenden Kontrollen wurden unter anderem Teleskopschlagstöcke, Pfefferspray und eine Stahlrute beschlagnahmt. 34 Personen wurden in Gewahrsam genommen und erst am späten Abend wieder auf freien Fuß gesetzt.

Unter den Angreifer_innen waren mehrere bekannte und einschlägig vorbestrafte Neonazis, etwa Sascha Krolzig, der Anführer der Kameradschaft Hamm und Alexander W. aus Fröndenberg, gegen den zur Zeit in mehreren Fällen wegen Sachbeschädigungen und Schmierereien ermittelt wird.

„Es ist ein Skandal, dass die Polizei trotz Vorwarnung nicht in der Lage war eine Informationsveranstaltung über Neonazis zu schützen. Genauso skandalös ist es, dass die anwesenden Streifenpolizist_innen tatenlos zusahen wie die Neonazis mehrfach versuchten in den Hof zu stürmen“, kommentierte Tina Strobel, Pressesprecherin der Antifa UNited. „Die Vorfälle zeigen uns wieder einmal, dass es keine Alternative zu antifaschistischem Selbstschutz gibt.“

Neonazis machen Fackelmarsch mit Hakenkreuzfahne und schänden jüdischen Friedhof

Unter dem Gegröhle des Horst-Wessel-Liedes und mit Fackeln und einer Hakenkreuzfahne ausstaffiert, haben 40 Neonazis (Eigenangabe) am Samstag, den 23. Februar dem SA-Mann Horst Wessel gedacht.

“Schon lange hörte Ich von diesem Termin, dem 23. Februar. Hier und da vernahm man, dass die Kameraden der ‘Autonomen Nationalisten Ahlen’ eine Aktion planen, deren Durchführung an jeden Gesinnungsparagraphen der Bundesrepublik kratzt“ – so beginnt ein „Aktionsbericht“, der keine 24 Stunden auf der Internetseite des „Freien Netz Unna“ zu lesen war. Ein „Kamerad aus Unna“ berichtet darin von dem Fackelmarsch. Mit viel Pathos geht der Bericht weiter: „Ich war aufgeregt und gespannt, trotz Angst vor großer Repression durch den Staat ging es am frühen Abend los Richtung Ahlen, der ersten judenfreien Stadt im Deutschen Reich.“ Und endet schließlich voller Kitsch mit den Worten: „Richtung Straße merkte Ich, wie die Autos weit weg langsamer fuhren, der Lichtschein schien sie zu verunsichern, aber vielleicht strahlte das heilige Symbol auf rotem Stoff, welches der Reihen voran getragen wurde, soviel Leuchtkraft aus, dass auch die Autofahrer es erblickten.“ Das „heilige Symbol“, dass die Neonazis mit sich führten, war eine Hakenkreuzfahne, was auch durch ein Video dokumentiert wird, dass auf einem russischen Portal hinterlegt wurde.

Der Nationale Widerstand Unna

Damit haben beteiligten Nazi-Gruppen „Kameradschaft Hamm“, „Nationaler Widerstand Unna“ und „Autonome Nationalisten Ahlen“ einmal mehr gezeigt, in welcher Tradition sie stehen und wer ihre Vorbilder sind. Nicht, dass sie sich nicht auch bei anderen „Aktionen“ schon als moderne WiederläuferInnen der historischen FaschistInnen präsentiert hätten. Der Unterschied liegt einzig im offenen Zeigen des NSDAP-Symbols, das seit 1945 in Deutschland verboten ist. Unsicher, ob sie sich mit dieser Aktion nicht doch etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt haben, versuchen sie nun ihre Spuren im Internet zu verwischen. Die „Aktionsberichte“ verschwanden von ihren Webseiten und das Video wurde nachberarbeitet.

Die drei beteiligten Nazigruppen haben in den letzten Jahren schon desöfteren zusammen gearbeitet. Die Mitglieder des „Nationaler Widerstands Unna“ (die, um Kontinuität und vorhandene Gruppenstrukturen zu verbergen, sich seit kurzem “Freies Netz Unna” nennen) stellten dabei nicht nur das Fußpersonal. Auf der „Gedenkveranstaltung“ am Samstag soll auch ein „Kamerad aus Unna“ gesprochen haben. Anführer der Unnaer Neonazis ist der Fröndenberger Alexander W.. Weitere Aktivisten sind Bastian Löhr, Marc Schrot (mittlerweile nach Dortmund vorzogen) sowie Anja Kempa und ihr Lebensgefährte Christoph Komotzki. Letzterer ist Inhaber der Firma „K&K Tischlerteam“ aus Dortmund-Wickede.

Friedhof in Hamm geschändet

Ebenfalls am Wochenende wurde der jüdische Teil des Ostfriedhofs in Hamm geschändet. Neonazis sprühten Hakenkreuze und „Juden raus“ auf Grabsteine. Mit der selben Farbe wurde auch „Mord an Horst Wessel“ an das Büro der Linkspartei in Hamm geschmiert. Es ist also davon auszugehen, dass es sich bei den TäterInnen, um TeilnehmerInnen des Fackelmarsches gehandelt hat. Bereits am 13. und 20. Februar haben Neonazis, eigenen Angaben zufolge, der SA-Männer Otto Senft in Dortmund-Dorstfeld und Wilhelm Sengotta in Unna-Massen gedacht. Auch sie werden von den Neonazis als „Blutszeugen“ ihrer „Bewegung“ verehrt.

Auch die Autonomen Nationalisten Ahlen sind nicht das erste Mal durch NS-verherrlichende und rassistische Aktionen aufgefallen. Weil sie auf ihrer Internetseite ein rassistisches Pamphlet verbreitet hatten, stellte die Jüdische Gemeinde Münster jüngst eine Strafanzeige gegen die Gruppe. Die hat den Text wieder aus dem Internet genommen. Die Staatsanwaltschaft hält eine Ermittlung der Verfasser für unwahrscheinlich, da die Server in den USA lägen. Trotzdem razzte die Polizei in der vergangenen Woche einen “Kameradschaftsabend” in Ahlen und nahm die Personalien der acht Anwesenden auf.

friedhof hamm
Antisemitische Schmiererein in Hamm, mehr Fotos bei der Antifa Hamm

Was liegt an? Termine in der nächsten Zeit

In diesem und dem nächsten Monat liegen eine Menge wichtiger Aktionen und Termine an. Hier ein kleiner Überblick für euch.

19.03.2010 – 15.00 Uhr – Dortmund
Antifaschistischer Frühjahrsputz in Dorstfeld

Das Bündnis Dortmund Gegen Rechts, das vor kurzem sein zehnjähriges Bestehen feierte, veranstaltet wieder einen antifaschistischen Frühjahrsputz in dem von Neonazis geplagten dortmunder Stadtteil Dorstfeld. Aufkleber und anderen Nazipropagandadreck entfernen!
Infos: bdgr.blogsport.de

26.03.2010 – 18.00 Uhr – Aachen
2 Jahre nach dem Überfall der Neonazis auf eine friedliche antifaschistische Demonstration stehen die Täter immer noch nicht vor Gericht! Gewährendes Verhalten und mangelnde Strafverfolgung seitens Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz fördern, dass Neonazis in der Region Aachen immer dreister auftreten und zunehmend ein Klima der Angst schüren.
Antifa-Demo gegen verharmlosenden Umgang mit den Neonazis der Region
Infos: antifabuendnisac.blogsport.de

27. und 28.03.2010 – Duisburg
Die rechtspopulistische „Bürgerbewegung pro NRW“ kündigt für das letzte Märzwochenende eine „internationale Konferenz für die Einführung eines Minarettverbots“ an. Neben mehreren Aktionen im Ruhrgebiet, soll der Höhepunkt dieses Wochenendes ein „Sternmarsch“ am 28. März auf die Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh sein.Um im Blick auf die kommende Landtagswahl in NRW nicht ins Hintertreffen zu geraten, hat der Landesverband NRW der NPD vor, am gleichen Wochenende „zwei öffentlichkeitswirksame Aktionen in der Rhein-Ruhr Metropole Duisburg“ durchzuführen. Höhepunkt soll ebenfalls eine Demonstration am 28. März in Duisburg mit dem Motto „Der kulturellen, ethnischen und religiösen Überfremdung unserer Heimat entgegentreten – Keine islamische Machtsymbolik in unseren Städten und Gemeinden!“ sein.
Es sind Blockaden und weittragende Proteste ankekündigt und geplant.
Infos: maerzdu.blogsport.de

03. und 04.04.2010 – Stolberg
In Stolberg findet am 03. April im dritten Jahr in Folge eine neonazistische Großdemonstration statt. Auch dieses Jahr werden hunderte Neonazis im migrantischen Viertel aufmarschieren, um ihren Rassismus auf die Straße zu tragen.
Infos: akantifaac.blogsport.de

03.04.2010 – 16.00 Uhr – Dortmund
Antifa-Demo: Linke Freiräume erkämpfen! (siehe vörheriger Artikel)
Infos: antifaunion.blogsport.de

10.04.2010 – 14.00 Uhr – Essen
Antifa-Demo gegen Thor Steinar-Laden und rechten Lifestyle
Infos: sayaufwiedersehen.blogsport.de

Aktuelle Infos zu Terminen in Umgebung und Region findet ihr auch unter der Rubrik “Termine“.

Neonazi-Outings im Raum Unna

Wie in Berichten der Webseite Indymedia zu erfahren war, wurden am 25. und 26.11. in Fröndenberg und Unna (im Bereich des Schulzentrum Nord) Flugblätter und Plakate verteilt, die die Nachbarschaft und Schüler_innen darüber informierten, dass sich in ihrem Wohnumfeld Neonazis des “Nationalen Widerstand Unna” befinden.

Die Verfasser_innen der Outings klären die Leser_innen über die drei NWU-Aktivisten Bastian Löhr , Christoph Komotzki und Alexander Wilhelm auf. In den auf Indymedia veröffentlichten Schreiben der „Antifaschistischen Aktionsgruppen aus NRW“, die sich bereits zu mehreren Aktionen in Unna bekannten, werden unter anderem klare Forderungen an die Neonazis gestellt:

1.) Die sofortige Auflösung der Gruppe “Nationaler Widerstand Unna”
2.) Die Löschung der Internetpräsenz der Gruppe

Adventskalender 2.0

Auch dieses Jahr gibt es mit dem Dortmunder „Antifa-Adventskalender 2.0“ (Indymedia berichtet) erneut einen Grund mehr für hiesige Nazis, sich um ihre Anonymität zu sorgen. Die bereits oben Genannten wurden dort am ersten Adventssonntag zusammen mit dem Unneraner Neonazi Dominik Romannski mit einem Foto und einem kurzen Kommentar auch im Internet geoutet.
Laut “afa-advent-crew” will der Adventskalender, wie bereits im letzten Jahr, “dabei helfen, neonazistische Angriffe aufzuklären” und den Neonazis “ihre Handlungsspielräume (…) nehmen.” Dazu würden nun zu jedem Advent Neonazis aus dem östlichen Ruhrgebiet, insbesondere Dortmund, geoutet.

Antifaschistische Lesung in Unna

Neonazis versuchten erfolglos Veranstaltung zu stören

Am Freitagabend fand im Atelier der Lindenbrauerei eine Lesung mit der Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz (Die Linke) aus ihrem Buch “Und morgen…? Die Extreme Rechte in Sachsen” statt. Etwa 15 Neonazis versuchten die Veranstaltung zu stören, konnten aber von den anwesenden Antifaschist_innen am Betreten des Lindenbrauerei-Geländes gehindert werden.

Die Nazi-Gruppe, unter ihnen Mitglieder der Kameradschaften aus Unna, Dortmund und Hamm, tauchten ein Viertelstunde vor Veranstaltungsbeginn auf. Ihr Ziel, anreisende BesucherInnen durch ihre Präsenz einzuschüchtern, wurde nicht erreicht. Anwesende AntifaschistInnen versperrten ihnen den Weg, die Polizei verwies sie später des Platzes. Die Veranstaltung konnte ohne weitere Störungen beginnen. Continue reading Antifaschistische Lesung in Unna