Wie erwartet war am 5. September viel los in der Region: Die Neonazis der „Freien Kameradschaften“ und „Autonomen NationalistInnen“ wollten ihre zentrales Szene-Event in diesem Jahr, den „nationalen Antikriegstag“ in Dortmund, durchführen. Tausende Antifas demonstrierten dagegen. Im Anschluss daran sollte gegen 17.00 Uhr eine NPD-Veranstaltung in Unna stattfinden, was durch die Intervention von AntifaschistInnen verhindert werden konnte. Ein geplanter NPD-Infostand in Schwerte fand gar nicht erst statt. Doch der Reihe nach.
Dortmund: Antifa-Action-Days
Die seit 2005 von der Dortmunder Nazi-Szene organisierte Aufmarsch entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem der bedeutendsten Events der Nazi-Szene, bis zu 1200 Nazis zogen im letzten Jahr durch Dortmund. Dortmund hat den Ruf als „Szene-Hochburg“, in der „was geht“. In diesem Jahr brachen die TeilnehmerInnenzahlen aber massiv ein, lediglich 600 bis 700 Nazis reisten an. Ein identitätsstiftender Umzug, bei der die „Autonomen Nationalisten“ ein bisschen „nationale Revolution“ spielen können, indem sie kräftig posen und sich mit der Polizei anlegen, fand nicht statt. Grund: Erstmals hatte die Polizei den Aufmarsch verboten, erst das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gab der Nazi-Beschwerde am Freitag statt. Genehmigt wurde eine Kundgebung auf einem Parkplatz am Hafen – ziemlich weit ab vom Schuss. Dort konnten die Nazis dann einem eintönigen Programm lauschen, das zwischen hetzerischen Reden voll irrer antisemitischer Verschwörungstheorien und nervtötender Liedermacher-Quäkerei wechselte. Danach verfrachtete die Polizei sie in U-Bahnen und Züge. In der Innenstadt demonstrierten zeitgleich viele tausend AntifaschistInnen bei Veranstaltungen von zwei Antifa-Bündnissen und vielen kleineren Aktionen und Kundgebungen. Die Antifa UNited und ihre Mitgliedsgruppen unterstützten das S5-Bündnis, das sich am Gerichtsplatz traf. Zur Einstimmung spielte dort die Elektroband „Deichkind“. Schon am Vorabend hatten sich über 1000 Menschen an der Demo „Nationalismus überwinden“ beteiligt.
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Unna: NPD-Veranstaltung fällt aus
Auch Unnas NPD-Chef Hans Jochen Voß nahm bis zum Ende an der Dortmunder Nazi-Kundgebung teil, schließlich ist man ja bestens miteinander bekannt. Erst kürzlich spendete Voß 3000 Euro an die Dortmunder „Autonomen Nationalisten“. Eine großzügige Gabe (fast) ohne Gegenleistung. Die Gruppe um Dennis Giemsch musste nur versprechen, nicht für die Konkurrenz der DVU zu werben. Voß sammelte ein paar Unterstützer der „Kameradschaft Hamm“ ein, um nach Unna zu fahren, wo gegen 17.00 Uhr eine NPD-Veranstaltung stattfinden sollte. Die „Kameradschaft Hamm“ ist übrigens seit einiger Zeit fleißig im Wahlkampf der NPD eingebunden. Wieviel Geld hier wohl gezahlt wurde?
In Unna angekommen, musste Voß aber sehen, dass es mit seiner Veranstaltung im Adolph-Kolbing-Haus nichts wird: Der Wirt hatte, nachdem er von AntifaschistInnen informiert wurde, die Veranstaltung abgesagt. Die Polizei hatte große Kräfte zusammen gezogen, um die Absage durch zu setzten. Unter Pfiffen anwesender GegendemonstrantInnen musste Voß seinen anreisenden Nazi-FreundInnen die Absage überbringen, eine Ersatzveranstaltung konnte nicht organisiert werden, obwohl sich Udo Voigt, der wohl als Referent eingeplant gewesen war, sich brüstete, die Veranstaltung habe, nachdem zwei Veranstaltungsorte wegen der Polizei verloren gegangen seien, trotzdem stattgefunden. Natürlich äußerst erfolgreich, wie immer.
Wieder einmal konnte sich die NPD nicht ungestört im Kreis Unna treffen. Der Wirt hat sich absolut richtig verhalten, den Neonazis seine Räume nicht zu überlassen.
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Schwerte: Kein NPD-Stand
Ein angemeldeter Infostand der NPD, die in beiden Wahlkreisen des Kreises Unna antritt, fand nicht statt. AntifaschistInnen aus Schwerte hatten sich in der Stadt versammelt, die NPD tauchte aber nicht auf.