Am späten Mittwochabend sind drei Mitglieder der neonazistischen Kameradschaft „Nationaler Widerstand Unna“ von der Polizei festgehalten worden, nachdem sie das Jugendkulturcafè (JKC) besprüht hatten. Auf Parolen forderten sie „Antifas ihre Räume nehmen“, malten Hakenkreuze und „unterschrieben“ das ganze mit „NW Unna“. Im JKC findet am Samstag ein Antifa-Konzert statt. Im Kamener Rathaus ist außerdem ein Brief mit Schmähparolen eingegangen, der auf das Antifa-Konzert Bezug nimmt. Auch er dürfte aus dem Umfeld der Neonazi-Gruppe stammen.
Im Jugendzentrum anwesende MitarbeiterInnen hatten die Neonazis bei der Tat beobachtet und die Polizei gerufen. Bei den Tätern handelt es sich um einen 17-Jährigen und einen 19-Jährigen aus Bönen sowie einen 20-Jährigen aus Fröndenberg. In den letzten Monaten wurden im Kreisgebiet immer wieder Nazi-Parolen gesprüht, zuletzt zum Beispiel an der alten Zechenmauer in Bönen. Die ähnliche Handschrift und die Unterschrift „NWU“ lassen auf die gleichen Täter schließen. Die Neonazi-Gruppe „Nationaler Widerstand Unna“ hat sich zudem regelmäßig auf ihrer Internetseite zu den Taten bekannt und auch die Sachbeschädigungen an Parteibüros in Unna und Kamen sowie die Schändungen von Stolpersteinen und dem jüdischen Friedhof abgefeiert.
Der Staatsschutz Dortmund teilte nun der WAZ mit, er gehe nicht davon aus, dass es im Kreis Unna eine eigenständige Kameradschaft gebe. Hintergrund für diese durchaus verharmlosende Aussage ist ein falsches Verständnis von Staatsschutz und Verfassungsschutz, was denn eine extrem rechte „Kameradschaft“ sei. So spricht der Verfassungsschutz in seinem aktuellen Bericht davon, dass es diese in NRW nur in Düren, dem Rhein-Sieg-Kreis, Köln und Dortmund gebe. Daneben existierten nur „kameradschaftähnliche Strukturen“ oder „lose Szenen“, letztere seien auch im Kreis Unna anzutreffen. Wie der Geheimdienst zu diesen „Erkenntnissen“ kommt, belegt er wie üblich nicht. Schlüssige Analyse: Fehlanzeige.
Beim „Nationalen Widerstand Unna“ handelt es sich aber um eine „Kameradschaft“ oder organisierte Neonazi-Gruppe. Dafür sprechen:
– das regelmäßige Auftreten unter dem selben Organisationsnamen
– eine eigene Internetseite
– ein festen Kern von Mitgliedern, die regelmäßig an Aktionen der Neonazi-Szene wie Demonstrationen teilnehmen
– selbstverfasste und unterzeichnete Flugblätter
– feste Treffpunkte
– sowie eine gewisse Kontinuität
Gleichwohl beschränkt sich der „Aktionismus“ des „Nationalen Widerstands Unna“ auf schlecht gemachte Graffitis, Aufkleber-Kleben und Sachbeschädigungen.
Auch ein Blick auf die Inhalte der Gruppe macht deutlich, dass es sich bei ihren Mitgliedern nicht bloß um „verwirrte Jugendliche“ handelt, sondern um Neonazis:
– Die Mitglieder des NW Unna bezeichnen sich als „Nationale Sozialisten“. Dass diese Selbstbezeichnung nichts anderes meint als Nationalsozialisten ist offensichtlich.
– Auf ihrer Homepage beziehen sie sich positiv auf die Hitlerjugend und Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß.
– Menschen, die sich gegen Rechts engagieren, wird unter der Überschrift „Linkes Gezeter – 9mm“ offen gedroht.
– Dass es sich beim NW Unna nicht um „SchreibtischtäterInnen“ handelt, zeigen auch die widerliche Schändung des jüdischen Friedhofs und das Zerstören von Stolpersteinen in Unna.
Während die Neonazis wohl in nächster Zeit einige Wände schrubben dürfen, werden wir am Samstag ein nettes Konzert haben.