Die Gaststätte “Baumeister” in Kamen-Heeren-Werve wurde am Samstag, den 25. August 2007 Ort einer überregionalen Neonazi-Veranstaltung. Es trafen sich Mitglieder der Freien Kameradschaften und der NPD zu einer nicht besonders gut besuchten Mobilsierungsveranstaltung für den Naziaufmarsch am Samstag in Dortmund. Nach NPD-Angaben hielt Christian Worch eine Rechtshilfeschulung. Von verschiedenen Seiten wurde versucht ein Abbruch der Veranstaltung zu erreichen. Die Wirtin teilte nun über die Presse mit, dass die NPD nun Hausverbot bei ihnen hat. Der Wirt allerdings äußerte sich gegenüber Pressevertretern wenig einsichtig: Ihm ginge es in erster Linie um das Geschäft, außerdem seien die “angeblich so bösen Leute” der NPD doch “lieb und friedlich” gewesen. Der öffentliche Druck zwingt aber auch ihn zu einem Abbruch der Geschäftsbeziehungen zu den Neonazis.
Die Räumlichkeiten wurden wieder einmal vom Unnaer Hans Jochen Voß für eine “private Versammlung” angemietet. Der Versicherungsmakler Voß, der am Markt in Unna seine “Verbraucher Versicherungsvermittlung Zentrum GmbH” (VVZ)* betreibt, ist Sprecher des NPD Kreisverbandes Unna/Hamm. Er ist der Organisator der monatlichen Schulungsveranstaltungen des Kreisverbandes, die dessen wichtigste Aktionen sind. Sie sollen InteressentInnen eine Kontaktaufnahme ermöglichen, SympathisantInnen einbinden und NPD-Mitglieder in weltanschaulichen Fragen schulen.
Neben seiner Arbeit für die NPD ist Voß zudem ein “Verbindungsmann” in das Spektrum der gewalttätigen Freien Kameradschaften, vor allem aus Hamm und Dortmund. Bereits im April 2006 mietete er die Räumlichkeiten des Hammer Westenschützenhofes für eine Saalveranstaltung des “Aktionsbüro Westdeutschland”, einem Zusammenschluss von nordrhein-westfälischen Kameradschaften. Auch hier unter Angabe falscher Nutzungsgründe. Im Januar diesen Jahres trat er als Sprecher einer Gruppe NPD-Mitglieder auf, die versuchten in eine Infoveranstaltung der Antifa UNited in der Lindenbrauerei Unna zu gelangen und diese zu stören. Zeitgleich verteilten vermummte Kameradschaftler Flugblätter vor der Lindenbrauerei und versuchten potenzielle Besucher einzuschüchtern. Ebenfalls bezahlte der NPD Kreisverband Unna/Hamm die Anwaltskosten für den wegen Volksverhetzung verurteilten Hammer Kameradschaftsführer Sascha Krolzig
Auch bei dem Treffen am Samstag kamen die meisten Teilnehmer aus dem Spektrum der Kameradschaften wie zum Beispiel der Dortmunder Dietrich Surmann. Er und seine WG-Mitbewohner Dennis Giemsch und Alexander Deptolla gehören zur Gruppierung “Freie Kräfte Dortmund” und organisieren maßgeblich die Aufmärsche in Dortmund. Sie sind auch immer wieder an gewalttätigen Übergriffen beteiligt und deswegen auch schon verurteilt worden. Den Schutz der Autos übernahm am Samstag ein anderer alter Bekannter: Markus Nikolaus, vormaliges Mitglied der Kameradschaft Hamm und nun nach Dortmund verzogen. Auch er gilt als brutaler Nazischläger. Jüngst musste er sich vor dem Hammer Amtsgericht verantworten, weil er einen Jugendlichen, der aus der rechten Szene aussteigen wollte, schwer verletzt hatte.
Die enge Zusammenarbeit mit der Dortmunder Neonazi-Szene zeigt einmal mehr, wo die lokale NPD zu verordnen ist. Die Partei ist zwar stets bemüht, ein bürgerliches Image zu wahren, lässt die “schmutzige Arbeit” aber gerne von den jugendlichen Kameradschaftlern übernehmen. Trotz der aktuellen und hitzig geführten Diskussion zwischen NPD(-Bundesvorstand) und Freien Kameradschaften über „Schwarze Blöcke“ auf Naziaufmärschen, versucht die lokale NPD weiterhin die gute Zusammenarbeit weiter zu führen. Wieder einmal hat sich auch die bedeutende Rolle des Versicherungsmaklers Voß erwiesen. Er ist Mann im Hintergrund, ein unauffälliger Organisator der menschenfeindlichen Hetze der Neonazis.
An die Gastwirte gewandt, rufen die Antifaschisten dazu auf, nicht an Neonazis zu vermieten und Mietverträge sofort zu kündigen, wenn bekannt wird, dass sich Neonazis unter falschen Angaben Räumlichkeiten erschlichen haben: “Wer die NPD in seinen Räumen gewähren lässt, unterstützt sie! Einnahmen aus dem Bierverkauf sind keine Entschuldigung für Untätigkeit und Ignoranz!”