60 Menschen besuchten die von der Antifa UNited organisierte Informations-veranstaltung am 25.01.2007 in der Lindenbrauerei Unna. Mitglieder der NPD und von verschiedenen „Freien Kameradschaften“ aus Hamm und Dortmund versuchten an der Veranstaltung teilzunehmen, was aber verhindert werden konnte.
Die Kooperation zwischen dem NPD Kreisverband Unna/Hamm und den “Freien Kameradschaften”, auf welche die beiden Referenten ausführlich eingegangen sind, konnte am Donnerstag Abend beobachtet werden: Mitglieder des NPD-Kreisverbands Unna/Hamm begehrten Einlass. Scheinbar gingen sie davon aus nicht erkannt zu werden. Als sie, unter Begründung ihrer Zugehörigkeit zur rechten Szene, von der Tür verwiesen wurden und Hausverbot erteilt bekommen hatten, versuchten sie vergeblich bei der Polizei eine Teilnahme an der Veranstaltung durchzusetzen. Als Wortführer trat Hans Jochen Voß, Versicherungsmakler aus Unna, auf. BesucherInnen der Antifa-Veranstaltung berichteten, dass die Gruppe um Voß sich zuvor in seinem Ladenlokal am Markt gesammelt habe. Derweil verteilten Neonazis aus Hamm und Dortmund Flugblätter. Auch diese Gruppe, angeführt von Dennis Giemsch, versuchte erfolglos in den Veranstaltungsraum zu gelangen. Nach einiger Zeit zogen sie ab, um dann im Internet ihre Aktion als vollen Erfolg zu verkaufen.
Die Vortragsveranstaltung konnte ohne Störungen beginnen. Die Referenten gingen sowohl auf die Entstehungsgeschichte der Partei, ihre politischen Strategien und rechte Ideologie ein. Hierbei wurde vor allem der völkische Charakter des NPD-Programms hervorgehoben und auf dessen Rassismus und Antisemitismus hingewiesen.
Anschließend wurde ausführlich auf die Aktivitäten des NPD-Kreisverbands Unna/Hamm eingegangen. Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss, der vor allem die Auseinandersetzungen um die NPD Ende der Siebziger Jahre thematisierte, wurde sich ausführlich mit den NPD-Aktivitäten seit der Landtagswahl 2005 befasst. Zwar gab es auch in den Jahren zuvor gelegentlich kleinere Aktionen und Schulungsveranstaltungen, aber seit 2005 ist ein deutlicher Anstieg der Aktivitäten zu verzeichnen. Der NPD Kreisverband tritt seitdem verstärkt an die Öffentlichkeit. Während des Wahlkampfes kam es immer wieder zu Infoständen, Flugblatt-Verteilungen und Plakat-Aktionen. Das Ergebnis der Anstrengungen waren 1,31% ( 2590 Stimmen) im Kreis Unna. Damit lag man etwas über dem landesweiten Durchschnitt von 0,9 %.
Auf die Bundestagswahl 2005 wurde ebenfalls eingegangen. Auch hier wurden die KandidatInnen der NPD vorgestellt und die Partei-Aktivitäten aufgezählt. Während des Bundestagswahlkampfes versuchte die Partei mittels der Schulhof-CD vor Unnaer Schulen zu werben. Ausführlich wurde auf die Kooperation von NPD und „Freien Kameradschaften“ eingegangen. So bezahlte der NPD Kreisverband Unna/Hamm die Prozesskosten für den Hammer Nazi-Führer Sascha Krolzig. Der zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilte Schläger Christoph Drewer, ebenfalls Mitglied der Kameradschaft Hamm, schützte Infostände der NPD. Von der Kameradschaft Dortmund konnte sich die NPD den Lautsprecherwagen für Wahlkampffahrten leihen. Dass der Dortmunder Kameradschaftsführer Siegfried Borchardt die Weihnachtsfeier des Kreisverbandes besuchte, sei ein weiteres Indiz für eine Zusammenarbeit, so die Referenten.
Auf die NPD-Schulungsveranstaltungen wurde ausführlich eingegangen. Sie stellen die zur Zeit wichtigsten Aktivitäten dar. Mit ihrer Hilfe sollen die Parteistrukturen gefestigt, Mitglieder geschult und SympathisantInnen angebunden werden. Veranstaltungen, wie der Auftritt von Frank Rennicke im Dezember 2005 und 2006, sollen zudem das Gemeinschaftsgefühl stärken. Zumindest ein Teil der Veranstaltungen werden vom Unnaer Hans Jochen Voß, Inhaber der VVZ Gmbh am Markt, organisiert. Unter falschen Angaben mietet er die Räumlichkeiten in Gaststätten. Allerdings nicht nur für die NPD, sondern auch, wie am 22.April 2006 geschehen, für die „Freien Kameradschaften“. Voß mietete den Saal des Westenschützenhof in Hamm für eine überregionale Veranstaltung des Aktionsbüro Westdeutschland. Bei den NPD-Veranstaltungen treten nun verstärkt prominente Vertreter der extremen Rechten wie jüngst Jürgen Rieger auf. Generell ist Unna aber keine Hochburg der Rechten. Der NPD-Kreisverband ist personell nicht besonders gut aufgestellt und auch die lokale Verankerung ist gering.. Trotzdem, da waren sich wohl alle TeilnehmerInnen einig, soll die NPD auch weiterhin im Auge behalten und ihre Aktionen von Protest begleitet werden.