Der Unnaer Neonazi Bastian Löhr, Mitglied des „Freien Netzes Unna“ , ist Mitglied der Marbuger Burschenschaft der Rheinfranken. Löhr studiert in der hessischen Universitätsstadt im vierten Semester Jura und folgt damit dem Weg seiner „Kameraden“ Sascha Krolzig und Alexander Wilhelm, die als Jurastudenten an der Uni Bielefeld eingeschrieben sind. Bastian Löhr wohnt während des Semesters auf dem Haus der Burschenschaft in Marburg. Er wohnt zudem in Unna-Massen zusammen mit seiner Frau, der ebenfalls in der Neonaziszene aktiven Katharina Löhr (geborene Lau), und dem Neonazi Dennis Heumann. Antifas aus Marburg haben eine aktuelle Recherche zu der Burschenschaft der Rheinfranken veröffentlicht [hier lesen], die die zahlreichen Verbindungen nach Rechtsaußen aufdecken.
Löhr ist nicht der einzige Neonazi aus den Reihen der „Kameradschaften“ oder der NPD, der in der Burschenschaft der Rheinfranken oder der Burschenschaft Germania organisiert ist. Die Marburger Antifa erkennt einen „organisierten Zuzug von Neonazis mit Kameradschaftsanbindung in Verbindungshäuser“ in Marburg. Die akademische extreme Rechte und die klassischen Neonazis seien kaum noch voneinander zu unterscheiden. In den beiden Marbuger Studentenverbindungen, die dem extrem rechten Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) angehören, finden die Neonazis ein wohlgesinntes Umfeld und zahlreiche persönliche Kontakte zu wichtigen Protagonisten des extrem rechten Spektrums. So ist zum Beispiel auch der Szeneanwalt Björn Clemens Mitglied der Rheinfranken. An den Vortragsveranstaltungen der Rheinfranken, den so genannten „Burschenschaftlichen Abenden“, referierte bereits Szene-Prominenz wie der Antisemit Horst Mahler, der „Zuerst“-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter, der Geschichtsrevisionist und ehemalige Bundeswehr-General Franz-Uhle-Wettler, der FPÖ-Politiker Andreas Mölzer, der neurechte Theoretiker Karl-Heinz Weißmann oder der Chefredakteur der „Jungen Freiheit“ Dieter Stein.
Diese kurze Auswahl zeigt bereits, welche wichtige Funktion diese Burschenschaften inne haben: Sie sind eine Scharnierstelle zwischen extrem rechten Aktivisten ganz unterschiedlicher organisatorischer Herkunft. Vom Holocaustleugner über das FPÖ-Mitglied bis zum neurechten Theoretiker geben sich hier die Rechtsaußen die Klinke in die Hand. Auch Vertreter des rechten Flügels etablierter konservativer Parteien scheuen nicht den Kontakt zu den Burschenschaften. So sprach im letzten Jahr das münsteraner CDU-Mitglied Stefan Leschniok (Gründer einer Initiative gegen die Umbenennung des Hindenburgplatzes). Für den 16. Mai ist eine Vortragsveranstaltung auf dem Haus der Rheinfranken mit Alexander Gauland angekündigt. Gauland ist stellvertetender Vorsitzender der „Alternative für Deutschland“ (AfD). Auch er hat offenbar kein Problem damit vor Neonazis zu referieren.
Neben der großen ideologischen Übereinstimmung und den Kontakten zu anderen Rechtsaußen sind Burschenschaften für Neonazis auch deshalb attraktiv, weil sie dort einen elitären Männerbund finden, der ihnen nicht nur günstiges Wohnen während des Studiums und vorgestrige „Männlichkeitsrituale“ wie das Fechten mit scharfen Klingen, sondern auch Seilschaften für die spätere berufliche Karriere bieten. Burschenschaften gründen auf dem „Lebensbundprinzip“, das heißt die Mitgliedschaft dauert auch nach Beendigung des Studiums das ganze Leben über fort.
Neonazis in der Tracht der Marburger Burschenschaft der Rheinfranken