10. April – Der Befreiung vom Faschismus in Kamen gedenken!
Aufruf zum historischen Stadtrundgang und zur antifaschistischen Kundgebung
10. April, 1945 Als mittags gegen 13.00 Uhr die ersten amerikanischen Panzer auf den Markt rollten, war die Zeit des Nationalsozialismus in Kamen zu Ende. Die einstige nationalsozialistische Hochburg war befreit. Den Vormittag über war es noch zu heftigen Gefechten – auch mit Toten – gekommen. Volkssturm und Waffen-SS Einheiten beschossen die von Heeren-Werve vorrückende US-Army. An dem Damm der in Bau befindlichen Autobahn 2 waren Verteidigungsstellungen errichtet worden. Obwohl der Krieg in Kamen – für alle ersichtlich – längst verloren war, wurden die Befreier erbittert bekämpft. Bis auch die Letzen gegen 12.00 Uhr die Aussichtslosigkeit ihres Kampfes einsehen mussten. Die Waffen schwiegen von nun. Noch am Tag zuvor waren in Kamen zwei Deserteure standrechtlich erschossen worden. Viele KamenerInnen erlebten den 10. April zwar als Ende eines grausamen Krieges, aber vielmehr als Besatzung, denn als Befreiung. Der Nationalsozialismus war erst durch ihre Mitwirkung und Unterstützung möglich gewesen. Sie identifizierten sich mit dem Nazi-Regime. Wie die Schlusskämpfe zeigten, waren einige sogar noch bereit für die Aufrechterhaltung dieser verbrecherischen Ordnung zu sterben. So war der 10. April vielmehr der Tag der Befreiung für all jene, die unter dem menschenverachtenden, nationalsozialistischen Regime leiden mussten. In Kamen waren dies vor allem die vielen Tausend Menschen, die zur Sklavenarbeit auf den Zechen und den Industriebetrieben gezwungen wurden.
Auch für uns ist der 10. April ein Tag der Befreiung. Anlässlich des sechzigsten Jahrestages veranstalten deshalb die Antifa Kamen und die Bürgerinitiative “Zivilcourage für Kamen” eine antifaschistische Kundgebung und einen historischen Stadtrundgang zu interessanten Orten, die mit dem Nationalsozialismus und dem 10. April verbunden sind.
Kamen wurde schon Anfang April vom Faschismus befreit. Doch erst am 8. Mai wurde die Herrschaft des Nationalsozialismus in Europa endgültig beendet. Damit hatte die Verfolgung,Versklavung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden, der politischen GegnerInnen, der ArbeiterInnen aus den überfallenden Ländern und aller anderen, die im Weltbild der Nazis keinen Platz hatten, endlich ein Ende. Erst die militärische Zerschlagung des nationalsozialistischen Deutschland konnte dieses herbeiführen. Mit der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai nahm auch der Zweite Weltkrieg sein Ende in Europa. Im Krieg starben über 55 Millionen Menschen, davon 31 Millionen ZivilistInnen. Die deutsche Wehrmacht führte einen verbrecherischen Vernichtungskrieg, vor allem gegen die Sowjetunion und Polen. Allein in der Sowjetunion und Polen wurden über 16 Millionen ZivilistInnen ermordet. Sechs Millionen europäische JüdInnen wurden von den Nazis in den Vernichtungslagern vergast oder durch Polizei, Wehrmacht und Einsatzgruppen erschossen. Ziel des von Deutschland begonnenen Krieges war nicht nur die Eroberung Europas, sondern auch die Vernichtung – vor allem, aber nicht nur – der europäischen Jüdinnen und Juden.
Am 10. April wollen wir an der Befreiung Kamens gedenken und an die nationalsozialistischen Verbrechen erinnern. Doch beim Gedenken sollten wir es nicht belassen. Erinnern bedeutet Handeln. Deshalb wollen wir auch ein Zeichen gegen den Neofaschismus setzen. Gerade vor der diesjährigen Landtagswahl organisiert sich verstärkt die neofaschistische NPD, auch bei uns in der Region. Dem wollen wir nicht tatenlos zusehen.
Sonntag, 10. April 2005
Treffpunkt: 14.00 Uhr, Alter Markt, Kamen
bis ca. 15.30 Uhr: Stadtrundgang und antifaschistische Kundgebung
danach: Ausklang im GAL-Zentrum, Güldentröge 18
mit Gratis-Essen (vegan) und günstigen Getränken
Organisiert von: Antifaschistische Aktion Kamen, BI “Zivilcourage für Kamen”