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Bevor wir euch jedoch den Artikl lesen lassen, wollen wir noch auf ein kleinen aber wichtigen Fehler hinweisen, den wir vermutlich selber mit unserer Broschüre vor einem Jahr in die Welt gesetzt haben. Die Einschätzung im 7. Absatz, der NW-Unna hätte einen harten Kern von ca. 15 Personen ist eine maßlose Übertreibung. Unseren Erkenntnis nach zählt der harte Kern des Nationalen Widerstand Unna nicht mehr als fünf Personen.
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„Legitime Gewalt“
Die schwarz gekleideten Rechts-„Autonomen“ im Ruhrgebiet sind im Kopf nach wie vor tiefbraun – Sachbeschädigungen und Bedrohungen der politischen Gegner gehören zu ihrem politischen Repertoire.
Im Windschatten der Dortmunder „Autonomen Nationalisten“ entstanden in der Nachbarschaft der Ruhrgebietsmetropole in den letzten Jahren weitere „parteifreie“ Kameradschaften und rechts-„autonome“ Gruppen. Durch verbale Militanz, die aber auch immer wieder umschlägt in eine Vielzahl von Sachbeschädigungen und Bedrohungen, tun sich dabei vor allem Neonazis aus Dortmunds östlichem Nachbarkreis Unna hervor.
Bereits im vorigen Jahr gingen zahlreiche Sachbeschädigungen auf ihre Kappe. Betroffen waren Jugendtreffs ebenso wie Schulen oder Parteibüros. Dies sei, erklärten die Neonazis freimütig zum Jahreswechsel in einem Rückblick auf 2009, ein „Willkommensgruß an alle linken und volksverräterischen Parteien, Gruppierungen und zivilgesellschaftliche Gruppen“ gewesen, „nach dem Motto ,Jetzt sind wir da, ihr werdet uns nie wieder los!’“
„Antifas töten“
In diesem Jahr waren wieder Parteibüros der Grün-Alternativen Liste (GAL), der SPD und der Linkspartei in Unna, Kamen und Bönen, aber auch das Lokalradio und Geschäftsstellen der örtlichen Zeitungen Ziel der Attacken von Neonazis. Nachdem im März wieder einmal die Scheibe des Büros der GAL durch einen Steinwurf zertrümmert worden war, hieß es auf der Homepage des „Nationalen Widerstands Unna“, die „Gewalt gegen die Demokratie“ sei „absolut legitim“.
Vor knapp vier Wochen traf es die Grünen erneut. In der selben Nacht war unter der Überschrift „Demokraten vertreiben“ ein – später wieder gelöschter – Text auf der Internetseite der Neonazis zu lesen. „Langsam aber sicher“, so stand dort, „sollten die Demokraten verstanden haben, dass sie sich entweder komplett aus dem Kreis Unna verabschieden, oder mit weiteren Konsequenzen zu rechnen haben.“
Zu der ganz praktischen Militanz – dazu gehört auch der Versuch im März, mit rund drei Dutzend Kameraden eine Infoveranstaltung zum Thema „Autonome Nationalisten“ stören zu wollen – kommt die verbale. „Antifas töten“ steht auf Aufklebern der Unnaer Neonazis. Gegnern stellten sie in Aussicht, dass sie demnächst „Gedenkdemonstrationen“ in der Stadt veranstalten müssten.
„Gemeinsames Ziel ist das Reich“
Auf maximal 15 Personen wird ihr harter Kern geschätzt. Im Internet firmieren sie als „Freies Netz Unna“ – wohl um den Charakter einer festen Gruppe zu verschleiern. Überraschend gut im Vergleich zu anderen rechts-„autonomen“ Strukturen in NRW sind die Kontakte zur örtlichen NPD – abgesehen von gelegentlichen Friktionen, die vor allem mit der Unerfahrenheit der überwiegend noch sehr jungen Rechts-„Autonomen“ zu tun haben. Öffentlich bedankten sie sich dafür, „dass uns der örtliche Kreisverband etwa bei der Organisation von Rechtsschulungen inklusive Rechtsanwalt unterstützte“. Als eine Art Gegenleistung hätten sich viele „freie Aktivisten“ am Wahlkampf der NPD beteiligt.
Tatsächlich unterhält der von Hans-Jochen Voß geführte NPD-Kreisverband Unna-Hamm nicht nur zu den „Autonomen Nationalisten“ im eigenen Sprengel, sondern auch zu denen in Dortmund. „Über alle Unterschiede hinweg eint uns ein gemeinsames Ziel. Das Ziel ist das Reich“, ist das Motto der NPDler um Voß.
„Damals wie heute: Hitlerleute“
Dabei geht es den Rechts-„Autonomen“ aus Unna selbstredend um ein explizit nationalsozialistisches „Reich“. Als zum 80. Todestag von Horst Wessel im Februar Neonazis aus Unna mit „Kameraden“ aus der Region in der Nähe von Ahlen durch die Gegend zogen, mit der Hakenkreuzfahne vorneweg, das Horst-Wessel-Lied auf den Lippen und Fackeln in den Händen, da durfte unterwegs einer der ihren eine Rede halten: „Ein Leben in Knechtschaft ist nicht wert, gelebt zu werden, viel mehr Wertigkeit stellt der erbitterte Kampf dar, sich aus dieser Lage zu befreien, auch wenn am Ende der Tod warten sollte.“
Das ist der Jargon, der von der Gruppe bevorzugt wird. „Damals wie heute: Hitlerleute“: Diese Parole sprühten zwei Neonazis aus den Reihen des „Nationalen Widerstands Unna“ vor einem Jahr im Schutz der Dunkelheit an die Wände. Inzwischen bekennt sich die Neonazi-Truppe aus dem östlichen Ruhrgebiet auch ganz offen zu ihrem historischen Vorbild.
Gleich auf der Startseite ihrer Internetpräsenz und in deren Seitenkopf präsentieren sie ein längeres Zitat aus Hitlers „Mein Kampf“: Der „Selbsterhaltungstrieb der Unterdrückten“ sei „immer die erhabenste Rechtfertigung für ihren Kampf mit allen Waffen“. Nach zwei weiteren verquasten Sätzen ihres „Führers“ folgt dessen Diktum: „Die Welt ist nicht da für feige Völker.“ Rechts-„Autonome“ in Unna, aber nicht nur dort: Schwarz gekleidet – im Kopf aber nach wie vor tiefbraun.
13. 08. 2010 – Tomas Sager
Quelle