Die Antifaschistische Union Dortmund hat kürzlich eine lesenswerte Broschüre veröffentlicht, die sich mit Straßennamen beschäftigt, die auf NS-belastete sowie militaristische und kolonialistische Namensgeber verweisen. Die Veröffentlichung soll dazu angeregen, sich mit der geschichtspolitischen Bedeutung von Straßennamen auseinanderzusetzen und die jeweiligen Benennungen auch kritisch zu hinterfragen. Im Kreis Unna wurden in diesem Jahr vor allem über zwei Straßen in Bergkamen und Schwerte debattiert, die nach der NS-Kitsch-Dichterin Agnes Miegel benannt sind.
Straßennamen sind dem öffentlichen Verkehr gewidmet und dienen in erster Linie zur räumlichen Orientierung. Sie sind dabei im Alltagsbewusstsein nur als bloße Bezeichnung geläufig, der jeweilige spezifische vergangenheitspolitische Hintergrund der Namen spielt für die meisten BürgerInnen wohl kaum eine Rolle. Allerdings gehören gerade sie zum sichtbaren Teil der Vergangenheitspolitik einer Stadt und dokumentieren die zur Zeit ihrer Verleihung vorherrschenden Geschichtsbilder, die abhängig von politischen Verhältnissen und soziokulturellen Rahmenbedingungen sind. Straßennamen sind also historisch gewachsen und ihre (Um)-Benennungspraxis ist keinesfalls unpolitisch. Das Erinnern an geschichtsträchtige Ereignisse und Persönlichkeiten geschieht im öffentlichen Raum demnach nicht nur mittels von Denkmälern und Gedenktafeln, sondern auch durch die Benennung von Straßen und Plätzen.
Die 36-seitige Broschüre kann hier im pdf-Format heruntergeladen werden.