In den vergangenen Wochen endete die mehrmonatige Veranstaltungsreihe der VHS Kamen/Bönen zu dem Themenkomplex ‘Rechtsextremismus’. Abschließend ging es um Strategien und Erfahrungen des bürgerlichen Engagements gegen Rechts. Die Vorträge waren insgesamt gut besucht; die anschließenden Diskussionen zumeist lebhaft. In den zahlreichen Veranstaltungen gelang es ein relativ detailliertes Bild (neo-)nazistischer Ideologie und Praxis nachzuzeichnen. In der Komposition der Vorträge spiegelte sich die Intention wieder, grundlegende und unentbehrliche Erkenntnisse über Organisationsformen und die ‘Weltanschauung’ der extremen Rechten zu vermitteln – nicht ohne speziellerer Themen (wie z.B. Fußball und Rechtsextremismus) aus dem Fokus zu verlieren. Der großzügig angelegte Rahmen mit einer Vielzahl an Vorträgen machte dies möglich. In dieser Hinsicht leistete die VHS Kamen/Bönen in dieser Region sicherlich Pionierarbeit.
Anfangs wurde die Veranstaltungsreihe von einer Diskussion über ihre Form und inhaltliche Reichweite begleitet. Die FDP-Stadtverbände aus Kamen und Unna äußerten jeweils Kritik an der programmatischen Ausrichtung der VHS Kamen/Bönen und der VHS Unna/Holzwickede. Beklagt wurde das Fehlen eines “ganzheitlichen Ansatzes”. ‘Rechtsextremismus’ sei nur mit einer gleichzeitigen Betrachtung des ‘Linksextremismus’ zu erklären; ‘Aufklärung’ über ‘linksextremistische’ Erscheinungen sei auch in Kamen und Unna zwingend nötig. Damit reiht sie sich nicht nur in den reaktionären gesellschaftlichen Mainstream ein, sondern handelt im Sinne der gegenwärtigen Bundespolitik. Eine kritische Reflexion der verwendeten Begriffe kann hier wie da nicht erwartet werden. Die Extremismustheorie ist als gesellschaftliches Definitionsinstrumentarium – beziehungsweise: als Mittel zur ‘Gegnerbestimmung’ – hegemonial geworden.
Die Antifa UNited verfasste zu dieser Diskussion einen Text über die allgemeine Problematik des Extremismusbegriffs mit dem Titel Verharmlosen und Gleichsetzen.
Trotz des Gegenfeuers kann die Reihe aus antifaschistischer Perspektive als ein voller Erfolg gewertet werden.
So möchten wir der VHS Kamen/Bönen für die Durchführung der Veranstaltungsreihe mit den sehr qualifizierten Referenten und Referentinnen danken und der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass zukünftig regelmäßig – wenn auch nicht als Reihe, so doch eventuell im Rahmen von Einzelveranstaltungen – zu diesem Themenkomplex Diskussionen und Vorträge folgen werden. Nach unserem Dafürhalten wäre ein weiteres Engagement in dieser Richtung elementar – nicht nur zur konkreten
Aufklärung über rechtsradikale Erscheinungsformen, sondern auch zur Förderung einer mündigen und demokratischen, ja antifaschistischen Kultur in Kamen und im Kreis Unna. Denn Zweiteres erscheint uns doch immer noch als das beste Mittel zur Bekämpfung neonazistischer Aktivitäten, die im Kreis Unna weder zu leugnen noch zu relativieren sind.
Antifa UNited im Juni 2011