Nach einer Sommerpause war es wieder soweit. Der NPD Kreisverband Unna/Hamm geht in eine neue Runde und lädt die Mitgliederschaft zu neuen „Saalveranstaltungen“ ein.
Den Anfang sollte dabei der überaus bekannte, extrem rechte Anwalt und Nazihardliner Wolfram Nahrath machen. In seinem ca. einstündigen Referat über „Die Lage der deutschen Nation“, hetzte er in gewohnter Manier über Ausländer_innen und Überfremdung als Ursache des Aussterbens der deutschen Rasse. Das Ganze fand am letzten Montag, den 11.10., im wie immer angeblich gut gefüllten „Nationalen Zentrum“ des sog. „Nationalen Widerstand Dortmund“ statt. Dort verschanzt sich die NPD Unna/Hamm, unter Führung des Versicherungsmaklers Hans-Jochen Voß, seit einigen Monaten mehr oder weniger Regelmäßig vor der Öffentlichkeit.
Das Familienunternehmen Nationalsozialismus
Den Einstieg in die extreme Rechte machte der Referent Wolfram Nahrath vermutlich spätestens mit seinen ersten Schritten.
Schon sein Vater, Wolfgang Nahrath, der in streng nationalen Familienverhältnissen aufwuchs, war im 3.Reich mit 15 Jahren Jugendführer des „Deutschen Jungvolks“ sowie später Mitglied und Protagonist etlicher extrem rechter Gruppierungen und Vereinigungen. Als dessen Sohn lag Wolfram Nahrath der Nationalsozialismus in der Wiege. Auch seine Mutter Giesela war unter anderem als Ringführerin im Bund Deutscher Mädel und auch später in verschiedenen Rechten Gruppierungen aktiv.
Mehr als nur ein Anwalt für Deutschland…
Bekannt wurde Wolfram Nahrath als Nazianwalt für die extrem rechte Szene mit öffentlichkeitswirksamen Großprozessen auf Bundesebene. So verteidigte er rechte Mörder in ihren Prozessen und wurde dort nicht selten mit rassistisch-provozierenden, verhöhnenden und widerlichen Kommentaren auffällig. Neben der Verteidigung in Gerichtsprozessen (Momentan als Verteidiger des bekannten Neonazis Thomas Wulf) unterstützt Nahrath die rechte Szene juristisch wo er nur kann. Als Mitglied des „Deutsche Rechtsbüro“ steht er extrem rechten Parteien und Organisationen, Musikern, Kleidungsmarken und Einzelaktivist_innen mit Rat und Tat zur Seite.
Doch nicht nur im „Deutschen Rechtsbüro“ ist er aktiv. Neben seiner Mitgliedschaft in der NPD war er ebenfalls der letzte Bundesführer der 1994 verbotenen Wiking-Jugend.
Kein Wunder also, dass dieser Mann als Redner bei Veranstaltungen der NPD große Beliebtheit genießt. So sprach er auf unzähligen Veranstaltungen wie dem “Deutsche Stimme Pressefest”, der NPD-Parteiversammlung in Fürstenwalde im Jahr 2000 oder bei einer NPD-Reichsgründungsfeier in der Nähe von Wildau. Auch beim Kreisverband Unna/Hamm ist er ein gern gesehener Gast.
Die Segel gesetzt?
Nach zahlreichen Rückschlägen im vergangenen Jahr, die den Kreisverband dazu zwang ihre Veranstaltungen nicht nur konspirativer, sondern auch in der Nachbarstadt Dortmund zu organisieren, scheint es dennoch weitergehen zu sollen. Auch wenn die räumliche Distanz zur eigenen Stadt gewahrt wird, werden Herr Voß und sein Gefolge wieder mutiger. So ließ sich in den vergangenen Tagen dem Internetportal „Blick nach Rechts“ entnehmen, dass in Westfalen erstmals eine Tagung des jüngst wieder aktivierten Arbeitskreises „Christen in der NPD“ stattfinden soll.
„Im Mittelpunkt der Veranstaltungen am 30. und 31. Oktober stehen Vorträge zum Themenbereich ‘Volk – Nation und Christentum’. Diskutiert wird unter anderem über das Thema ‘Auserwählte Völker – Deutschlands Sendung’”, heißt es bei Blick nach Rechts.
Als Gastredner zu allgemeinen politischen Themen, wird ebenfalls der Vorsitzende der NPD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs erwartet. Gastgeber der ganzen Unannehmlichkeiten soll der NPD Kreisverband Unna/Hamm sein. Ob dem Kreisverband die Veranstaltungsthemen ausgehen, oder sich die Zuwendung zum neuen Thema „Christentum“ nur als Vorbereitung auf die nächste Wahl und den dazugehörigen Wahlkampf entlarvt, bleibt Spekulation. Das die NPD versucht die Wähler_innenschaft von Pro NRW auf zu greifen, ist angesichts dieser neuen Tatsachen nicht unwahrscheinlich.
Wir dürfen gespannt sein, ob Hans-Jochen Voß auch mit seinen Veranstaltungsorten wieder kreativer wird und wir anstatt vor dem sog. „Nationalen Zentrum“ in Dortmund auch mal wieder vor Gaststätten oder kleinen China Imbissen stehen dürfen, um den mies dreinblickenden, vorbeifahrenden Veranstaltungsbesucher_innen zuwinken zu können.
Weitere Infos / Quellen:
Wolfram Nahrath: http://aw.antifa.de/archiv/aw_texte_17.6.2006_nahrath-demo.html
Arbeitskreis “Christen in der NPD”: http://www.bnr.de/content/voelkische-christen