Polizei greift nicht ein. Antifaschist_innen wehren Angreifer_innen ab.
Kamen. Am Sonntagnachmittag haben circa 40 Neonazis eine Infoveranstaltung im GAL-Zentrum in Kamen überfallen. Die Rechten, die mit dem Nahverkehrsbus bis Kamen Markt angereist waren, liefen zielstrebig zum GAL-Zentrum in der Güldentröge. Dort angekommen begannen sie mitgeführte Wurfgeschosse in den Hof zu schmeißen. In der minutenlangen Straßenschlacht versuchten sie mehrfach unter Parolen wie „Hasta la Vista, Antifascista“ (“Auf Wiedersehen, Antifaschismus”) in den Hof vorzudringen, wurden daran jedoch von den anwesenden Besucher_innen der Veranstaltung gehindert.
Die Polizei war laut eigenem Bekunden bereits am frühen Nachmittag über eine Aktion der Neonazis informiert. Anwohner_innen hatten ein anonymes Warnschreiben erhalten, in dem auf einen Plan der rechten Szene, mit einer größeren bewaffneten Gruppe bei der Veranstaltung zu erscheinen, hingewiesen wurde. Trotzdem gelang es der Polizei nicht, bei Erscheinen der Neonazis ausreichend Kräfte zusammenzuziehen um die Veranstaltung zu schützen. Die anwesenden Polizisten griffen nicht ein, sondern beschränkten sich darauf den Gewaltausbruch der Neonazis zu beobachten.
Erst am circa 10 Minuten entfernten Bahnhof gelang es der Polizei die Angreifer_innen festzusetzen. Bei den darauf folgenden Kontrollen wurden unter anderem Teleskopschlagstöcke, Pfefferspray und eine Stahlrute beschlagnahmt. 34 Personen wurden in Gewahrsam genommen und erst am späten Abend wieder auf freien Fuß gesetzt.
Unter den Angreifer_innen waren mehrere bekannte und einschlägig vorbestrafte Neonazis, etwa Sascha Krolzig, der Anführer der Kameradschaft Hamm und Alexander W. aus Fröndenberg, gegen den zur Zeit in mehreren Fällen wegen Sachbeschädigungen und Schmierereien ermittelt wird.
„Es ist ein Skandal, dass die Polizei trotz Vorwarnung nicht in der Lage war eine Informationsveranstaltung über Neonazis zu schützen. Genauso skandalös ist es, dass die anwesenden Streifenpolizist_innen tatenlos zusahen wie die Neonazis mehrfach versuchten in den Hof zu stürmen“, kommentierte Tina Strobel, Pressesprecherin der Antifa UNited. „Die Vorfälle zeigen uns wieder einmal, dass es keine Alternative zu antifaschistischem Selbstschutz gibt.“