Antifa verhindert NPD-Veranstaltung in Kamen

hi
35 AntifaschistInnen verhinderten am Samstag die monatliche Schulungsveranstaltung des NPD Kreisverband Unna/Hamm in Kamen (NRW). Spontan wurde vor der Kamen-Heeren-Werver Gaststätte “Haus Baumeister” demonstriert. Besonders pikant: Bereits im August fand in der Gaststätte eine NPD-Veranstaltung mit dem Neonazi-Führer Christian Worch aus Hamburg statt.
Das Inhaberehepaar wurde damals von Antifaschisten über ihre Gäste informiert. Gegenüber Pressevertretern sagte Frau Baumeister die NPD habe bei ihnen nun Hausverbot. Zu einem konsequenten Rausschmiss konnten sie sich schon im August nicht durchringen. Keine drei Monate später dulden sie erneut die NPD in ihren Räumen. Das zeigt, dass sie das Ehepaar nicht von der Neonazi-Partei distanzieren will.
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Die Ankündigung zur NPD-Veranstaltung fanden Antifaschisten im Internet, auf der Seite des Parteiblatts “Deutsche Stimme”. Schnell wurde deutlich, dass sich die NPD wieder bei “Baumeister” treffen wollte. Schon gegen 15.00 Uhr war Hans-Jochen Voß mit dem Referenten vor Ort, zwei Stunden bevor die Gaststätte regulär öffnet. Er habe lediglich zu Mittag essen wollen, sagte Voß. Sein Auto parkte er versteckt auf dem privaten Innenhof. Als sie die protestierenden Antifaschisten erblickten, versuchten die NPD-Mitglieder sich mit dem Auto zu entfernen. Da der Gehweg vor der Ausfahrt versperrt war, zogen sie sich in die Gaststätte zurück. Von dort organisierten sie offenbar einen Ersatzort und leiteten die Veranstaltungsteilnehmer um. Einige auswärtige Teilnehmer erfuhren davon aber zu spät, erreichten die Gaststätte mit dem Auto, wendeten aber beim Anblick der Protestierenden. Gegen 16.45 verschaffte sich Voß mit Hilfe der Polizei freie Ausfahrt und fuhr zum Ersatzort.

Auf Gesprächsangebote der Protestierenden ging Herr B. nicht ein und stellte sich demonstrativ auf die Seite seiner Gäste. Auch seine Frau sah kein Problem, dass die NPD im ihrem Haus verkehrt: “Natürlich bekommen die hier ein Essen. Soll ich sie denn verhungern lassen?” Sie bestritt, dass eine NPD-Veranstaltung stattfinden soll. Warum sie allerdings zwei Stunden vor Öffnung ihres Hauses die Küche exklusiv für den NPD-Sprecher angeschmissen hat, konnte sie nicht erklären. Auf die vergangene Veranstaltung im August angesprochen, erwiderte sie, dass sie den NPD-Sprecher Voß nicht kenne. Auf die Bemerkung, dass Hans-Jochen Voß doch in der Zeitung in seiner Funktion als NPD-Sprecher zu der Veranstaltung in ihrem Haus zitiert worden sei, sagte sie: “Ich lese keine Zeitung”.

Höchstwahrscheinlich traf sich die NPD schon mehrere Male in der Gaststätte. Das hatten im August verschiedene BewohnerInnen des Kamener Vororts gegenüber AntifaschistInnen ausgesagt. Ist die Gaststätte “Haus Baumeister” im August noch einmal mit einem “blauen Auge” davongekommen, wird die wiederholte NPD-Veranstaltung in ihren Räumen diesmal wohl Konsequenzen haben; neben einer schlechten Berichterstattung droht ihnen auch der Verlust von Stammkundschaft.

Die Stimmung zwischen den AntifaschistInnen und den Gastwirten war deshalb angespannt. Vor allem Herr B. beschimpfte die Demonstrierenden. Beim Eintreffen der Polizei war Frau B. sichtlich erleichtert: “Endlich sind sie da. DIE ärgern uns!”

Dies war aber nicht die letzte NPD-Veranstaltung in diesem Jahr: Im Dezember plant der Kreisverband Unna/Hamm ein Konzert mit dem Liedermacher Frank Rennicke. Die Veranstaltung, die bundesweit in der rechten Szene beworben wird, lockte in den vergangenen zwei Jahren weit über 100 Neonazis in den Kreis Unna. Am 1. Dezember findet deshalb um 13.00 Uhr eine Antifa-Demo in Unna statt. Die lokalen AntifaschistInnen hoffen auf rege Beteiligung.

Bericht von Indymedia